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Transalp 2018, 2. Etappe

Iffigenalp - Rawilpass - Sion - Croix de Coeur - Lourtier

91 km, 2'814 hM, 8h37'

 

Der Regen hatte aufgehört, es zeigte sich ein prächtiger Morgen mit ungemein frischer Luft. Nun stand der erste happige Aufstieg zum Rawilpass bevor, 840 Höhenmeter mehrheitlich Bike schieben oder tragen.

Nach dem ausgiebigen Frühstück mussten wir nach ca. 100 m fahren bereits mit schieben beginnen. Die ersten Höhenmeter bis in die Felsen führen im Zickzack hoch. Immer wieder schweift der Blick zurück auf die Iffigenalp und weiter in die Berner Voralpen. Auch die ersten Tiere krabbeln über den Weg, mehrere schwarze Salamander genossen den kühlen Morgen.

 

Durch die Felspartie bis zur Blattihütte können einige Abschnitte gefahren werden, aber bitte nur die einigermassen Schwindelfreien. Wir hatten bereits wieder viel Spass, ein paar Ziegen und ein schöner Wasserfall brachten Abwechslung.

 

Ab der Blattihütte wird's dann immer grüner und flacher. Über Schafweiden und entlang des kleinen See's kommt der Pass immer näher. Auf dem Rawilpass mit 2'427 M.ü.M. hatten wir das Gröbste geschafft. Ich schwärmte meinen Kollegen noch ein wenig vor, was für geile Trails vom Plaine Morte via Wildstrubelhütte bis hierhin führten.

 

Wer den Rawilpass kennt, weiss was jetzt kommt. Fast unendliche Flowtrails über die Rawilalp liessen den beschwerlichen Aufstieg bald vergessen. Einige wenige Schneefelder wechselten sich mit erdigen Trails ab.

 

Ein Tummelplatz für jegliche Spielereien mit dem Bike bis zum kleinen Seelein, das Grinsen lässt einem nicht mehr los und meine Kollegen liessen einige Jauchzer hören.

 

Dann beginnt der steilere Teil der Abfahrt runter an den Lac de Tseuzier. Auch wunderschön mit einige technischen Kleinigkeiten. Der stetige Tiefblick zum See und zu den weit entfernten Walliser Alpen ist gewaltig.

 

Nach einer Pause auf der Alp Lourantse kommt ab der Staumauer das zweite Leckerli des Tages. Der wunderschöne Trail hoch über der Liène zieht sich zum Teil recht ausgesetzt den Felsen entlang. Aus Sicherheitsgründen lohnt es sich teilweise zu schieben und das bergseitige Halteseil zu benutzen. Richtung Bisse d'Ayent führt der Trail dann mehrheitlich im Wald und man ist weniger absturzgefährdet, wie wir bald merken sollten.

 

Plötzlich vor mir hängt Aschi bergseits mit dem Pedal an einer Wurzel an und mit einem klassischen Highsider fliegt er kopfüber ca. 5 Meter tief über die steile Böschung in den Wald. Ein gehöriger Schreck fährt uns in die Glieder und mit vereinten Kräften ziehen wir Aschi wieder auf den Trail hoch. Trotz der vielen herumliegenden Äste und Bäumen hatte er nur ein paar Schürfungen und eine kleine Schnittwunde am Knie zu verzeichnen. Verdammt Glück gehabt...

 

Leicht geschockt fahren wir weiter über herrliche Trails Richtung Ayent. Hier stachen wir runter und wollten eigentlich durch den kleinen Tunnel zur Bisse de Clavau gelangen. Auf halbem Weg ist aber die Weiterfahrt zu Ende. Ein Absperrband mit einem Plakat versperrt die Weiterfahrt. Da wir den Grund nicht kennen, riskieren wir nicht, dass wir wieder zurück aufsteigen müssen und nehmen dann den oberen Weg, bis wir in den Rebbergen wieder auf die Bisse de Claveau stossen. Dieser folgen wir dann bis oberhalb Sion und fahren direkt ins Stadtzentrum, um was ordentliches zu essen.

 

Hier eröffnete uns dann Aschi leider, dass er sich nicht mehr wohl fühle und der Sturz doch mehr Schaden angerichtet habe und er auf die Weiterreise verzichte. Schweren Herzens akzeptierten wir den Entscheid und machten uns zu Dritt auf den Weg.

 

Der Aufstieg von Aproz Richtung Croix de Coeur auf der Teerstrasse war dann brätschheiss. Jeder Brunnen wurde zur Abkühlung benutzt und direkt ab dem Bike fahrend auch einige feine Aprikosen gepflückt. Hier litt ich auch das einzige Mal auf der ganzen Tour. Erst kurz vor Isérables, wo die Strasse dann ins Seitental einbiegt, wurde es erträglicher.

 

Via La Tzoumaz, wo wir endlich was Stärkendes trinken konnten, gelangten wir dann zur Passhöhe auf 2'173 M.ü.M. Knapp 1'700 Höhenmeter an einem Stück lagen hinter uns.

 

Nun fuhren wir auf dem Höhenweg oberhalb Verbier nach La Chaux, wo ich bereits seit längerer Zeit den Trail über den Grat nach Lourtier im Auge hatte. Er ist in der Bikekarte von Verbier schwarz eingetragen. Am Anfang ziemlich verblockt, wurde es bald flowiger, aber immer steiler. Auf Le Mintset-d'en Haut bogen wir jedoch nach rechts ab, um auf Flurwegen und Strassen nach Lourtier zu gelangen. Das sehr steile Profil im unbekannten Gelände machte uns nach der langen Etappe nicht mehr an.

 

Im Hotel La Vallée in Lourtier war dann die wiederum lange und heisse Etappe zu Ende. Selbstverständlich zogen wir ein grosses kühles Blondes im Garten dem im Fernsehzimmer laufenden WM-Final vor.

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