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La Meije, französiche Westalpen

Im französichen Fernsehen sah ich vor längerer Zeit mal eine Reportage über einen Bikemarathon in den französischen Westalpen, nämlich den Ultra Raid La Meije. Das liegt in der Bergkette zwischen Alpe d'Huez und Briancon. Traumhafte Trails waren da zu sehen, so dass ich mich aufmachte, die Gegend mal unter die Stollen zu nehmen. Das Gebiet liegt auch am Nordrand des Nationalparks Ecrins, in welchem biken absolut verboten ist.

 

Ich fuhr mit dem Camper über Grenoble nach Villar-d'Arêne und schlug auf einem wunderschön gelegenen, aber infrastrukturmässig nicht so tollen Campingplatz meine Basis auf.

 

Da ich hier in der Gegend mit den berümtesten Steigungen (natürlich nebst dem Mont Ventoux ;-) der Tour de France war, nahm ich auch das Rennvelo mit. So fuhr ich am Nachmittag nach meiner Ankunft noch knapp 1'000 hM auf den Galibier auf 2'642 M.ü.M. Wunderschön, wenig Verkehr, super Wetter, was will man mehr.

 

Wie am Ventoux lauern auch hier überall Fotografen, die einen Berg- und Talwärts knipsen und ihre Bilder dann verkaufen möchten.

 

Am nächsten Tag wollte ich die erste Hälfte dieses Ultra Raid Rennens nachfahren. Das ganze Rennen führt über 100 km.

 

Blick zum Campingplatz
Blick zum Campingplatz

Ich startete frühmorgens, um soviel wie möglich vom kühlen Tagesbeginn profitieren zu können. Bereits der erste Anstieg neben der Passstrasse zum Lautaret war brutal steil, im Fernsehen sah ich bereits, dass hier hinter den Spitzenfahrern praktisch alle schieben mussten.

 

Nach dem Col du Lautaret ging es zuerst eine kurze Abfahrt runter, bevor der lange Anstieg auf Schotterstrasse zum Galibier begann.

Aus Erfahrung von früheren Fahrten über diese Pässe und aus Berichten und Kartenmaterial wusste ich, dass die Beschaffung von Wasser unterwegs schwierig sein würde. So nahm ich sicherheitshalber noch ein zweites Bidon im Rucksack mit. In der Buvette am Tunnel musste ich mangels Trinkwasser eine Flasche kaufen.

 

Beim Tunnel am Galibier ging es nicht einfach über den Pass, sondern es kam noch eine extra Zugabe in Form eines steilen Schiebestückes von hinten hoch zu einem Aussichtspunkt ein paar Höhenmeter über dem Passübergang. Die Ausblicke von hier oben in die französichen Alpen war genial.

 

Auf genialen Trails ging nun die erste Abfahrt zuerst neben der Passstrasse nach Norden runter, bevor es in ein wunderschönes Seitental, das Combe de Mortavieille, abzweigte.

 

Man gelangte unten wieder an die Passstrasse, von wo es auf der anderen Bachseite auf einem schönen Trail, aber mit einer längeren Schiebestrecke, nach Plan Lachat hochging. Langsam fragte ich mich über die vielen Schiebestrecken dieses Rennens.

Bei der bereits letzten Einkehrmöglichkeit des Tages füllte ich nochmal alle Reservoire, denn es war nun brutal heiss geworden.

 

Über einen langen Aufstieg über eine Schotterstrasse und einen wunderschönen Traversentrail gelangte ich an den Lac des Cerces, wo ich eine längere Rast einlegte. Die Wasservorräte musste ich bereits einteilen.

Der Aufstieg zum Col de la Ponsonnière auf 2'613 M.ü.M. musste grösstenteils wieder geschoben werden.

Die Abfahrt zur L'Alpe du Lauzet, vorbei an einigen wunderschönen Seelein, war wiederum ein absolutes Highlight, bis eben auf meinen brutalen Abgang.

Ich rutsche auf einem nassen Stein mit dem Vorderrad seitwärts ab in ein Loch, blieb dort stecken und flog kopfvoran über den Lenker zum Glück in ein Schlammloch. Ich hatte keine Chance, meine Hände nach vorne zu bekommen. Nach dem sortieren und abtasten aller Gliedmassen und vor allem des Gesichts stellte ich keine Schäden an mir fest, nicht auszudenken, wenn ich statt in das Schlammloch einfach in die Steine geflogen wäre. Später zuhause kamen dann doch noch ein paar blaue Flecken zum Vorschein. Leider überlebte mein langer und treuer Wegbegleiter, das Garmin Oregon, den Sturz nicht. Spoiler: sein Nachfolger, das Garmin Edge Explore kann nichts besser, alles ist aber viel komplizierter...

 

Chemin du Roy
Chemin du Roy

Nun freute ich mich noch auf das königliche Highlight dieser Tour, den Chemin du Roy. Ab der L'Alpe du Lauzet folgte ich diesem bis ans Ende Richtung Lautaret, wo man in einer kleinen geilen Abfahrt zur Passtrasse gelangt. Ich war bereits ziemlich am Anschlag wegen der knappen Wasserreserven. Die Wasserversorgung auf Touren in dieser Gegend erachte ich besonders um diese Jahreszeit als Hauptproblem.

Der Chemin du Roy ist wirklich ein Traumtrail, obwohl zum Teil sehr ausgesetzt, einige Abschnitte lohnt es sich besonders in der Müdigkeit, besser zu schieben.

Statt weiterer Trails nahm ich dann die Passstrasse zum Lautaret, die Wasserknappheit wurde wirklich zum Problem und mit dem letzten Tropfen erreichte ich schliesslich die rettende Passhöhe.

 

Schlussendlich eine wunderschöne, aber wegen der Hitze und der Wasserknappheit eine brutale Tour in einer fantastischen Gegend.

 

Wenn man schon in dieser Gegend ist, ist es als passionierter Gümmeler ein Muss, auf die Alpe d'Huez zu fahren.

 

Von meinem Standort musste ich zuerst 950 Höhenmeter und 36 km nach Bourg-d'Oisans runterfahren, bevor dann die berühmte Steigung mit ihren 21 rückwärts nummerierten Kehren begann. Zum Glück erwischte ich einen Tag, an dem wohl ein Rennen in Form eines Einzelzeitfahrens die Steigung hoch stattfand, auf jedenfall war die ganze Strecke abgesperrt und so natürlich ohne Autoverkehr ein Genuss. Ich fuhr bereits mal in den 1990-er Jahren hier hoch.

 

Wunderschöner Blick auf Bourg-d'Oisons und einige Kehren
Wunderschöner Blick auf Bourg-d'Oisons und einige Kehren

Nach einer ausgiebigen Pause in einer Gartenwirtschaft fuhr ich über den Col de Sarenne wieder zurück ins Tal, wo ich am Lac de Chambon wieder auf die Strasse zum Lautaret traf, auf der ich nun wieder über 650 Höhenmeter und bei grosser Hitze aufsteigen musste.

 

Aufgrund der grossen Hitze hier unten und der fehlenden Navigationsmöglichkeit mit dem Bike und auch der schlechten Versorgung unterwegs mit Wasser entschied ich mich, füher als geplant wieder in die Schweiz zurückzukehren. Geplant gewesen wäre noch der zweite Teil der Ultra Raid Strecke und das Abfahren des Chemin du Roy auf der ganzen Länge. Vielleicht ein andermal, aber sicher erst im Herbst bei angenehmeren Temperaturen. Hier dürfte dann aber die Wahrscheinlichkeit gross sein, dass man überall auf Schafherden mit ihren Wachhunden trifft.

 

So fuhr ich über einige Pässe in Frankreich und durchs Aostatal zurück ins Wallis, wo ich auf der Grimsel noch einen Halt einlegte und am nächsten Morgen auf den Furkapass und zurück auf die Grimsel gümmelte.

 

Insgesamt eine gelungene Bikewoche mit der Entdeckung eines mir neuen Bikegebiets, wo es sich lohnt, sicher nochmal hinzufahren. Nebst vielen Traumtrails gäbe es viele Gipfel zu ersteigen mit geilen Trails zum runterfahren (Tip an die Hikebiker...) oder auch Touren zu vielen einsamen Bergseen und an den Fuss einiger Gletscher sind möglich.

 

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