Wie bereits im letzten Beitrag über die Flandernrundfahrt erwähnt, fuhren wir am Anfang unserer Reise in den Norden nach Arenberg in Frankreich. Wir übernachteten unmittelbar am Eingang des berüchtigten Paveabschnitts Wald von Arenberg. Voller Ehrfurcht schaute ich spätabends noch auf die schnurgerade Strecke ins Ungewisse.
(Bilder anklicken, dann erscheint die Bildbeschreibung dazu)
Am Abend spazierten wir noch zum ehemaligen Berkwerk, welches heute ein Museum ist.
Am nächsten Vormittag war es dann soweit, ich wollte das Abenteuer Wald von Arenberg selber unter die Räder nehmen.
Wie die Profis holte ich hinter dem Bahnübergang Anlauf und fuhr mit ca. 40 km/h auf das Kopfsteinpflaster. Was dann geschah, muss man wohl selber mal erlebt haben. Nach ca. 200 m sah ich fast nichts mehr, ich hatte das Gefühl dass mein Gehirn nächsten durch die Nase austritt. Trotz nur 4 Bar Luftdruck schüttelt es einem dermassen durch, brutal. Zum Glück konnte man rechts auf den planierten Fussweg ausweichen.
Am Nachmittag fuhr ich dann eine Runde von rund 35 km mit fünf Paveabschnitten in der Umgebung von Arenberg, welche auch am Klassiker gefahren werden. Mit jedem Abschnitt ging es besser, langsam fand man die Ideallinie. Die Strecke ist topfeben, wenn man jedoch nebst den Bsetzisteinen noch gegen den Wind zu kämpfen hat, leidet man trotzdem.
Am nächsten Tag fuhren wir dann nach Flandern in Belgien. Diese Reise ist im separaten Bericht beschrieben.
Am Montag nach der Flanderrundfahrt kehrten wir wieder nach Frankreich auf den Stellplatz am Wald von Arenberg zurück. Als wir nochmals durch den Wald fuhren (diesmal gemütlich), sahen wir die Ziegen, welche etappenweise das Gras zwischen den Steinen fressen, was die Strecke offenbar weniger glitschig machen soll. Offenbar handelt es sich um eine Tradition, ich sah jedenfalls keinen Unterschied, ausser dass die Strecke nun vollgeschissen war. Ein Hirte erklärte mir, dass sie insgesamt 3 Monate auf den verschiedenen Paveabschnitten unterwegs seien.
Am Abend dann plötzlich reges Treiben unmittelbar neben unserem Camper. Eine StreetArt-Gruppe malte ein Porträt auf den Eingang zum Wald. Es handelte sich um Francois Doulcier, den letzten Herbst verstorbenen Präseidenten der Vereinigung der Freunde von Paris - Roubaix. Eine schön Geste.
Am nächsten Tag zogen wir weiter nach Cysoing auf unseren reservierten Campingplatz. Hier waren wir nicht weit von der Strecke entfernt, so dass wir alles mit den Rädern erreichen konnten.
Von hier aus fuhr ich die letzten rund 35 km auf der Originalstrecke von Paris -Roubaix. Ich nahm so auch die letzten acht Paveabschnitte bis ins Ziel nach Roubaix mit. Ein Traum jedes Gümmelers, diese Strecke mal selber zu erleben, wie das rumpelt.
Champhin-en-Pévèle, Carrefour de l'Arbre, Radrennbahn Roubaix, was für geschichtsträchtige Orte, Musik in den Ohren jedes Radsportfans.
Der Carrefour de l'Arbre ist der berümteste *****-Abschnitt und somit besonders lang und brutal. Später an den verschiedenen Rennen sahen wir hier vor Schmerzen schreiende und weinende Radrennfahrer.
Weiter fuhr ich noch über die restlichen und harmloseren Abschnitte nach Roubaix. Zu meiner Überraschung waren die Tore zur Rennbahn weit offen, alle waren mit Aufbauarbeiten beschäftigt und man konnte ohne weiteres auf der Rennbahn noch eine Runde drehen. Was für ein Spass und ein Abschluss, den ich nie vergessen werde.
Am Renntag selber fuhren wir schon am Morgen zum Ende des Carrefour de l'Arbre, um uns einen guten Platz am Streckenrand zu ergattern. Auf einer Grossleinwand wurde zudem das ganze Rennen live übertragen. Gute verpflegt warteten wir hier auf die Rennfahrer. Verpflegt heisst selber mitnehmen, wie an der Flandernrundfahrt auch hier kein einziger Verpflegungsstand.
Die Stimmung hier war hammermässig, jeder Rennfahrer bis zum letzten wurden angefeuert
Diese beiden Radklassiker in Belgien und Nordfrankreich mal selber erlebt zu haben war ein riesiges Erlebnis. In diesen zwei Wochen habe ich alles gesehen und gemacht, was möglich war, mehr geht fast nicht.
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