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Transalp 2018, 7. Etappe

Sestrière - Col des Thures - Col de Rasis - Pic du Malrif - Abriès

41 km, 1'810 hM, 5h58'

 

Einige kennen das, tagelang die immer gleiche Kost, irgendwann hat man es gesehen. So kauften wir gestern zur Abwechslung einen Liter Minestrone im Tetrapack, welche wir heute zum Frühstück aufwärmten. War ziemlich lecker und mal was anderes. Wir hatten auf dieser Höhe wieder super geschlafen und verliessen unser Logis auch ziemlich früh, um den schönen Tag ausgiebig geniessen zu können.

 

Wir fuhren auf der Teerstrasse runter bis Champlas du Col, wo wir auf den ersten schönen Trail hinunter nach Rollières wechselten. Hier begann die Steigung ins Val Thuras hinein. Zuerst auf Teer bis Thures, dann Schotterstrasse. Es folgte ein wunderschönes einsames Hochtal, das sich lange dahinzog. Die Einsamkeit war faszinierend, wir fragten uns immer wieder, wie lange man da wohl zu Fuss unterwegs sei, Tagesausflüge zu Fuss sind wohl praktisch nicht möglich. Diese französischen Bergtäler sind viel länger und einsamer als bei uns, keine Einkehrmöglichkeiten, einfach nichts. Unterwegs hörten wir viel Hundegebell, bei der nächsten und einzigen Alphütte waren dann etwa zehn Hunde zum Glück für uns angekettet, aber unverständlich.

 

Wir konnten bis zu dieser kleinen Hütte auf 2'550 M.ü.M. alles fahren, ein Gemisch von Trails und Weg, einfach herrlich. Hier machten wir ausgiebig Pause, die Suppe reichte tip top bis hier. Der Aufstieg von 250 Höhenmetern auf den Col des Thures war kurz und schnell erledigt.

 

Panorama Richtung Norden
Panorama Richtung Norden
Panorama Richtung Süden
Panorama Richtung Süden

Auf dem Col des Thures auf 2'797 M.ü.M. empfing uns ein prächtiges Panorama auf beide Seiten, einmal zurück ins Val Thuras und dann voraus ins nächste Tal Richtung Abriès, unserem Tagesziel. Im Hintergrund in den Wolken ist zum ersten Mal der Monviso oder Monte Viso in den Wolken zu erahnen, der Cottische Kaiser, welcher uns in den nächsten Tagen begleiten wird.

 

Wir waren aber noch nicht ganz oben, wir wollten noch über den Col Rasis auf 2'921 M.ü.M., um rüber zum Pic Malrif zu gelangen. Die direkte Abfahrt nach Abriès wäre wohl auch schön, aber viel kürzer auf Trail, weil man in Le Roux bereits auf die Teerstrasse kommt und nur mit Gegensteigungen weitere Trails erreichen kann. Unser Aufstieg war ebenfalls kurzweilig und wunderschön, zuletzt mussten wir noch kurz über ein kleines Schneefeld.

 

Vom Col Rasis ging es runter zu einem kleinen See, dann noch über eine steile und zur teilweise fahrbare Geländestufe, bevor der Weg entlang des Hanges zum Col du Malrif querte. Dieser Weg war leider nur teilweise fahrbar, ziemlich verblockt und am Schluss eine steile Tragstrecke. Ich glaube so steil bin ich noch nie gelaufen mit dem Bike. Vom Col du Malrif schoben wir die Räder noch etwa 40 Höhenmeter rauf zum Pic du Malrif, 2'906 M.ü.M. Hier verweilten wir nochmals und genossen die unglaubliche Aussicht.

 

Panorama vom Pic Malrif Richtung Süden
Panorama vom Pic Malrif Richtung Süden

Nach Abriès kann man über verschiedene Pässe gelangen. Nach einigen Recherchen im Netz entschloss ich mich zu dieser Variante, wie wir sie bis hierher gefahren sind und mit der folgenden Abfahrt.

 

Man sollte ja mit Superlativen eher zurückhaltend sein, man findet immer irgendwo noch etwas besseres. Aber was diese Abfahrt bot war einfach Weltklasse. Ich bin in meiner langen Bikekarriere selten sowas gefahren. 1'365 Höhenmeter feinster Flowtrail mit einigen technischen Finessen drin führen direkt ins Ortszentrum von Abriès. Zuerst über den Bergrücken zum Grand Lac Laus, dann in vielen Kehren einfach nur runter.

 

In Abriès begaben wir uns sofort zum gemütlichen Teil, um unsere ausgetrockneten Kehlen anzufeuchten und diesen wunderschönen Tag nachwirken zu lassen. Später nach dem Bezug der Unterkunft begaben wir uns mit einer Flasche Rosé bewaffnet an den Fluss, um uns einfach auszustrecken und gemütlich den Abend abzuwarten und uns auf den Ruhetag zu freuen. Wir bekamen auch Nachricht von Mändu, dass er es bis Aosta geschafft hat und sich da in einem Hotel erholt.

 

In lustiger Gesellschaft von deutschen und französischen Wandergruppen nahmen wir dann das Nachtessen ein. Und was für ein Essen: Polenta mit Käse überbacken und ein Coq au Vin, wie es besser nicht sein könnte, einfach nur köstlich. Nach drei Tellern musste ich aufhören, da es ja noch ein Dessert gab... Was konnte man da erst zum Frühstück erwarten?

 

Ruhetag

Nach diesem sensationellen Nachtessen war das Frühstück eine einzige Enttäuschung, minimalistischer geht's fast nicht mehr. Den Ruhetag genossen wir dann mit rumhängen im Dorf, Mittagessen am Fluss wie zu jugendlichen Zeiten (Ravioli aus der Büchse, ob warm oder kalt, finde ich immer noch sehr lecker) und Mittagsschläfchen. Am Nachmittag stiess dann meine Freundin zu uns, so konnten wir die nächsten zwei Etappen unser Gepäck minimalisieren und den Rest im Auto unterbringen.

Das Nachtessen war dann wieder ein Gedicht, ein Kartoffelgratin wie aus Grossmutters Küche. Es war eine Superstimmung am Tisch und als wir noch zu schnupfen begannen, kriegten sich die Wanderer fast nicht mehr ein, einige meinten sogar es handle sich um irgendwelche Drogen.

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